Wie entstehen Hörverarbeitungsstörungen?
Sie können sich in jedem Alter manifestieren. Die Ursachen können Entwicklungsstörungen sein, eine belastende Schwangerschaft, eine schwierige Geburt, oder sie resultieren aus traumatischen Erlebnissen die auch in die frühe Kindheit zurückreichen können, oft bis in die vorgeburtliche Zeit im Mutterleib.
Das Ohr des Kindes im Mutterleib ist als erstes seiner Sinnesorgane bereits Mitte der Schwangerschaft vollständig entwickelt. Lange vor allen anderen Sinnesorganen, lange vor der Ausreifung des Gehirns und des Nervensystems. Es muss sein ganzes Hörgefüge zunächst einmal auf alle Geräusche einstellen, die es sowohl im Bauch seiner Mutter als auch von außen wahrnimmt. Bald wird es den Herzschlag seiner Mutter heraushören und ab jetzt zunehmend lernen, diesen pochenden Rhythmus von den Geräuschen der Atmung, der Blutgefäße und Gelenksbewegungen seiner Mutter zu unterscheiden. Vor allem wird das Kind im Mutterleib auf eine Stimme hinhören, die es ab Mitte der Schwangerschaft mit lebenswichtiger Energie versorgen wird – auf die Stimme der Mutter, die durch die Vibration des Kehlkopfes über die Wirbelsäule und das Becken zum Ohr des Kindes im Mutterleib gelangt.
Die benötigten akustischen Einflüsse sind für das werdende Leben von großer Bedeutung und entscheidend für die Entfaltung seines Befindens und seiner psychomotorischen und psycholinguistischen Reifung. Das Kind im Mutterleib muss Geborgenheit fühlen, es muss emotionalen Kontakt mit seiner Mutter haben und die Stimme seiner Mutter als angenehme Hörerfahrung erleben können, damit Fehleinflüsse keine Wirkung haben. Andererseits wird es so die ersten Erlebnisse von Verlust und Alleinseinsängsten empfinden. Wird das Ur-Vertrauen in dieser frühen Phase der Entwicklung nicht erlebt und integriert, wird sich der Mensch nur mit gewissen Einschränkungen entwickeln können. Das negative Urgefühl kann ihn ein ganzes Leben begleiten, sofern es nicht zu einer Aufarbeitung dieses Ur-Schmerzes kommt.